Lesung am 04.11.2005 im Seniorenheim Haus Martin
Die Lesung wurde am Nachmittag von
der Autorengruppe "DieSchreiberlinge" veranstaltet.
Vortragende waren: Michael Schmidt, Erika Schimana und Herbert Steingen.
Die Lesung war ein Test der Autorengruppe, wie eine Lesung als eine Art
Wohltätigkeitsveranstaltung im Seniorenheim Haus Martin aufgenommen wurde. Die
Hausverwaltung hatte es gut gemeint und zwanzig Senioren (nur Frauen) in den
sehr schönen Vortragsraum des Heimes eingeladen. Sehr bald wurde den
Vortragenden jedoch klar, dass von den zwanzig Senioren nur etwa fünf in der
Lage waren, dem Vortrag zu folgen und interessiert zuzuhören, der Rest der
Senioren zeigte ein absolutes Desinteresse, weil sie vermutlich gar nicht
begriffen hatten, um was es ging, andere verfielen in einen leichten Schlaf und
einige machten durch ständige Zwischenrufe auf sich aufmerksam, wie: Mir ist
mies, oder: Hallo, hier bin ich, oder (in fränkischem Dialekt): Nu geh halt zu,
wann bist du endlich fertig. Außerdem waren alle Senioren mehr oder weniger
schwerhörig, so dass die Vortragenden ziemlich laut schreien mussten. Und ein
Text, der schreiend vorgetragen wird, ist bar jeder Betonungsmöglichkeit und
wirkt stupide und langweilig.
Fazit: Lesungen (auch als Wohltätigkeitsveranstaltung) in einem Seniorenheim mit
einem Publikum, das altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen nicht in der
Lage ist, das Gesprochene zu verstehen oder aufzunehmen, sind sowohl für die
Vortragenden frustrierend als auch für die Senioren vermutlich eine
Überforderung.